Die täglichen Herausforderungen für die Masai

If I ever run into God I will put a spear through Him.”[1]

Diese Worte eines jungen Masaiältesten spiegeln Frustration und Enttäuschung wider. Als halbnomadisch lebendes, nilotisches Hirtenvolk haben die Masai im letzten Jahrhundert tiefgreifende Veränderungen erlebt, die ihr Leben bis heute in wachsendem Maße beeinflussen.

Sie wanderten im 16. Jahrhundert aus dem südlichen Sudan in Richtung des heutigen Kenias und Tansanias und dehnten die Grenzen ihres Einflussgebietes in diesen beiden Ländern aus. Aber ab Mitte des 19 Jahrhunderts änderte sich die Lage grundlegend und das stolze Volk der Masai wurde neben den inneren Konflikten immer mehr mit verheerenden politischen Herausforderungen, Dürre, Rinderpest, Pockenepedemien und dem Verlust der besten Weidegründe konfrontiert. Heutzutage sind die Masai in minderwertigen Reservaten angesiedelt, da viele von ihren früheren Siedlungsgebieten (Ngorongoro, Masai Mara, Serengeti…) entvölkert worden sind, um den entstehenden Nationalparks Raum zu geben.

Zwar sind die Masai durch den Einfluss der Regierungen und durch ihre Verluste mehr und mehr sesshaft geworden[2], aber durch den Mangel an Wasser und Nahrung in dem ihnen zugeteilten Steppengebiet sind die Männer und teilweise ganze Familien doch zum Wandern gezwungen. Dies hat verheerende Folgen für die Masai Familien. Die Wasserstellen sind von ihren Bomas meistens 3-10 km entfernt. Die Frauen sind in der Familie für den Wassertransport verantwortlich. Sie tragen es in Behältern auf ihrem Kopf oft viele Kilometer weit. Der fortschreitende Klimawandel verursacht aber weitgehend ausfallende Regenzeiten und die altbewährten Wasserstellen können oft nicht mehr genug Wasser für die umliegende Bevölkerung liefern. Auch das Lebenszentrum der Masai, ihr Vieh ist dadurch gefährdet. Die Masai werden durch ihr Vieh mit allem Lebensnotwendigen versorgt und wenn die Tiere wegen Wassermangel sterben, was heutzutage öfter vorkommt, haben die Masaidörfer ihre Lebensgrundlage verloren.

Die genannten Herausforderungen werden auch noch durch die wachsende Bevölkerungsdichte erhöht. Laut Paul Berger gab es im Jahre 1946 etwa 50.000 Masai in Kenia und 35.000 in Tangajika.[3] Laut Völkerzählung gab es im Jahr 1989 allein in Kenia 377.089 Masai. Tansania hat bei den Völkerzählungen die Stammeszugehörigkeit wegen der sozialistischen Prägung in der Vergangenheit nicht berücksichtigt.[4] Es wird aber davon ausgegangen, dass die Zahl der Masai in beiden Ländern eine Million überschritten hat. Die meisten Familien haben viele Kinder und die Wachstumsrate der Bevölkerung ist sehr hoch. Die Konsequenzen sind für viele verheerend: Armut, mangelnde Hygiene, hohe Kindersterblichkeit, Infektionen (Aids, Tuberkulose, Hautkrankheiten…) und Aussichtslosigkeit für viele.

Stefan Höschele und László Szabó, zwei Dozenten der Theologischen Hochschule Friedensau arbeiten seit 1995 an verschiedenen Projekten unter den Masai in Tansania. Sie haben auch im Gebiet Longido ein Entwicklungsprojet gestartet. Im Rahmen dieses Projektes wurden in mehreren abgelegenen Masai Dörfern Schulen errichtet und Lehrer für diese Schulen finanziert.

[1] Donovan, Vincent J, The Masai’, AFER, 1 July 1967, 204.
[2] Siehe: Amin, Mohamed, Duncan Willetts, and John Eames, The Last of the Maasai (Bodley Head, 1987).
[3] Berger, Paul, Tanganjika, in: Afrika. Bernatzik, Hugo Hrsg., Handbuch der Angewandten Völkerkunde, (Wagner’schen Univ.-Buchdruckerei, Innsbruck, 1947), (965-1020), S. 1008.
[4] Coast, Ernestina, ‘Maasai Demography’ (unpublished phd, University of London, University College London, 2001) <http://personal.lse.ac.uk/coast/> [accessed 26 March 2015], p. 42.